Foto: Lars Kopp Photosport
Franzisca Hauke ist Olympiateilnehmerin, Weltklasse-Hockeyspielerin, Social-Media-Managerin. Sie hat den Wechsel vom Leistungssport in die Wirtschaft erfolgreich gemeistert. Im Interview spricht sie über Disziplin, neue Strukturen, Herausforderungen im Berufsleben – und warum Social Media heute mehr ist als nur Reichweite.
Franzisca, jahrelang war dein Tagesablauf durch Trainingspläne, Turniere und Wettkampfdruck bestimmt. Jetzt arbeitest du als Social Media, Influencer- & PR-Managerin im Fitness- und Gesundheitsbereich bei David Lloyd Meridian. Wie fühlt sich dieser Wechsel für dich an? Gibt es Parallelen zwischen Leistungssport und deinem jetzigen Job?
Als Leistungssportlerin war mein Alltag durchgetaktet bis ins kleinste Detail – jeder Tag war vollgepackt mit Trainingseinheiten, Regeneration, Reisen und Wettkämpfen. Und das nicht allein: Neben dem Feldhockey gehörten auch Studium, Ausbildung oder Job fest zu meinem Alltag. Es ging immer darum, möglichst viel unter einen Hut zu bekommen – effizient, fokussiert und ohne Pause.
Der Übergang ins Berufsleben ohne den Leistungssport fühlte sich deshalb zunächst an wie ein völlig neues Leben. Man sagt, als Leistungssportlerin stirbt man zweimal – und dieses Gefühl kann ich absolut bestätigen. Plötzlich fehlte die feste Struktur, das tägliche Ziel, auf das alles ausgerichtet war. Ich musste mir neue Routinen und ein neues Selbstverständnis schaffen – das war herausfordernd, aber auch befreiend.
Trotzdem war der Wechsel für mich auf eine gewisse Weise auch ganz natürlich. Der Sport hat mich Disziplin, Ausdauer und strategisches Denken gelehrt – genau das kommt mir heute in meinem Job im Bereich Social Media-, Influencer- und PR-Management zugute. Auch hier geht es darum, langfristig zu denken, flexibel zu reagieren und immer in Bewegung zu bleiben.
Besonders schön ist für mich, dass ich dem Fitness- und Gesundheitsbereich treu geblieben bin. Ich arbeite mit motivierten Menschen, entwickle kreative Konzepte und darf meine Leidenschaft für einen aktiven Lebensstil weitergeben. Es ist ein neues Kapitel – aber mit vielen vertrauten Werten.
Sportler sind diszipliniert, fokussiert und haben ein unglaubliches Durchhaltevermögen – genau das, was auch in der Wirtschaft gefragt ist. Wie nutzt du heute deine Erfahrungen aus dem Hochleistungssport in deinem Job? Und wo musstest du umdenken?
Die Erfahrungen aus dem Leistungssport helfen mir jeden Tag. Disziplin, Fokussierung und Zielstrebigkeit sind Eigenschaften, die mir auch in meinem jetzigen Job enorm weiterhelfen – sei es beim strategischen Planen, im Krisenmanagement oder wenn es darum geht, kreative Lösungen zu finden. Im Sport lernt man, mit Rückschlägen umzugehen und trotzdem dranzubleiben – genau das ist auch in der Wirtschaft entscheidend.
Umdenken musste ich vor allem in der Struktur meines Alltags. Im Leistungssport sind die Abläufe oft vorgegeben: Training, Wettkämpfe, Regeneration – alles folgt einem festen Plan. Im Berufsleben gibt es mehr Freiheiten, aber auch mehr Eigenverantwortung in der Gestaltung des Tages. Auch das Teamgefühl ist anders – im Sport arbeitet man mit einem festen Team auf ein klares Ziel hin, während im Job oft mehrere Projekte parallel laufen und die Zusammenarbeit sich dynamischer gestaltet.
Viele Athleten stehen nach ihrer aktiven Karriere vor einem großen Fragezeichen. Du hast den Sprung ins Berufsleben erfolgreich gemeistert. War das ein langfristig geplanter Schritt oder eher eine spontane Entscheidung?
Der Übergang vom Leistungssport ins Berufsleben ist eine große Herausforderung, und ich kann gut verstehen, dass viele Athleten vor dieser Unsicherheit stehen. Für mich war es eine Mischung aus beidem – einerseits hatte ich schon während meiner aktiven Zeit darüber nachgedacht, wie es nach der Karriere weitergehen könnte, andererseits ergeben sich viele Dinge auch spontan.

Für mich war der Übergang ins Berufsleben kein plötzlicher Schnitt nach der aktiven Karriere, sondern ein Prozess, der schon während meiner Zeit als Leistungssportlerin begonnen hat. Nach meinen ersten Olympischen Spielen 2016 habe ich bewusst den Schritt gewagt und 2017 angefangen, parallel zum Sport im Berufsleben Fuß zu fassen. Ich hatte mit der damaligen Social Media Agentur delasocial einen perfekten Arbeitgeber, der meinen Leistungssport immer unterstützt hat, so dass ich alles unter einen Hut bringen konnte. Es bedarf natürlich viel Organisation, aber auch da wurde ich immer gut unterstützt.
Ich habe meinen Job immer als perfekten Ausgleich zum Leistungssport gesehen – er hat mir eine andere Perspektive gegeben und mir geholfen, mich auch abseits des Spielfelds weiterzuentwickeln. Gleichzeitig konnte ich viele der Fähigkeiten, die ich im Sport gelernt habe – Disziplin, strategisches Denken und Zielstrebigkeit – direkt in meinen Job einbringen. Diese Kombination hat mir den späteren Übergang enorm erleichtert, weil ich nicht von heute auf morgen in ein völlig neues Umfeld wechseln musste.
Du hättest mit deiner Erfahrung viele Optionen gehabt – Trainerin, Sportmanagerin, vielleicht sogar eine Rolle im Verband. Warum hast du dich für den Bereich Social Media & PR entschieden? Was fasziniert dich an diesem Job?
Der Sport bleibt immer ein Teil von mir, aber ich wollte mich bewusst in einem Bereich weiterentwickeln, der über das Spielfeld hinausgeht. Schon während meiner aktiven Karriere habe ich gemerkt, wie wichtig Kommunikation, Medienpräsenz und Storytelling im Sport sind – nicht nur für einzelne Athleten, sondern auch für Vereine, Verbände und Marken.
Social Media & PR sind dynamisch, kreativ und gleichzeitig strategisch – genau das fasziniert mich. Ich liebe es, Geschichten zu erzählen, Menschen zu begeistern und die Verbindung zwischen Sport, Gesundheit und Medienwelt aktiv mitzugestalten. Außerdem kann ich in meinem Job weiterhin mit Sportlern, Influencern und Unternehmen aus der Branche zusammenarbeiten und meine eigene Erfahrung aus dem Leistungssport einbringen. Es fühlt sich also nicht nach einem kompletten Bruch mit meiner Vergangenheit an, sondern eher nach einer Weiterentwicklung in einem Bereich, der mir genauso viel Energie gibt wie der Sport früher.
Es ist somit wie ein Geben & Nehmen, meine Expertise hilft David Lloyd Meridian und David Lloyd Meridian gibt mir das perfekte Arbeitsumfeld.
Hockey-Wettkämpfe auf Weltklasseniveau, Olympische Spiele, entscheidende Finalmomente – das sind Emotionen, die kaum ein „normaler“ Job ersetzen kann. Wie gehst du damit um? Suchst du dir bewusst neue Herausforderungen?
Das Adrenalin, die Emotionen und diese besonderen Gänsehautmomente auf dem Spielfeld, wie ein olympisches Halbfinale in Rio oder ein WM-Finale im eigenen Land, lassen sich natürlich nur schwer ersetzen. Der Leistungssport ist einzigartig – gerade, wenn man auf Weltklasseniveau spielt und in entscheidenden Momenten alles geben muss.
Aber ich habe schnell gemerkt, dass ich auch in meinem jetzigen Job Herausforderungen finde, die mich fordern und begeistern. Social Media & PR sind unglaublich dynamisch – es geht darum, schnell auf Trends zu reagieren, kreative Strategien zu entwickeln und immer wieder neue Lösungen zu finden. Diese Abwechslung und der ständige Wandel bringen mir ein Stück weit das Adrenalin zurück.
Außerdem suche ich mir bewusst neue Herausforderungen, sei es beruflich oder sportlich im Alltag. Ich bleibe aktiv, setze mir persönliche Ziele und genieße es, meine Erfahrungen aus dem Leistungssport in einem neuen Umfeld einzusetzen. Ich liebe es, mich sportlich weiterzuentwickeln – sei es durch neue Sportarten oder persönliche Ziele wie meinen ersten Halbmarathon. Diese Herausforderungen geben mir das Gefühl, mich weiterhin zu pushen und an meine Grenzen zu gehen. Gleichzeitig ist mir das Teamgefühl immer noch extrem wichtig. Im Job arbeite ich eng mit Kollegen, Athleten und Partnern zusammen – dieses Miteinander, das wir auch im Sport hatten, motiviert mich jeden Tag.
Abschließend: Was hättest du gerne früher gewusst? Gibt es etwas, das du heutigen Nachwuchsathleten raten würdest, um nach der Karriere nicht ins Leere zu fallen?
Ich hätte gerne früher gewusst, welchen Einfluss wir als Leistungssportler auf die Gesellschaft haben – sei es durch unsere Werte, unsere Vorbildfunktion oder auch durch die Art, wie wir unsere Geschichten erzählen. Während meiner aktiven Karriere habe ich das oft als selbstverständlich angesehen: Man trainiert, spielt, kämpft – aber eigentlich inspiriert man damit viele Menschen, ob bewusst oder unbewusst.
Gerade durch Social Media und PR habe ich noch stärker erkannt, wie wichtig es ist, diesen Einfluss positiv zu nutzen – sei es, um junge Athleten zu motivieren, den Sport insgesamt sichtbarer zu machen oder wichtige Themen wie Gesundheit, Teamgeist und Durchhaltevermögen in die Gesellschaft zu tragen.
Heute in meiner Rolle bei David Lloyd Meridian Spa & Fitness und im Bereich Marketing lebe ich das viel bewusster. Ich sehe mich selbst stärker als Eigenmarke und nutze gezielt die Möglichkeiten, meine Erfahrungen zu teilen, Menschen für Sport und Gesundheit zu begeistern und wichtige Botschaften nach außen zu tragen. Social Media bietet uns Athleten eine riesige Plattform – nicht nur während der Karriere, sondern auch danach.
Mein Rat an Nachwuchsathleten wäre deshalb: Seid euch eurer Vorbildfunktion bewusst und fangt früh an, euch auch abseits des Spielfelds eine Identität aufzubauen. Nutzt Social Media nicht nur für sportliche Highlights, sondern auch, um eure Persönlichkeit und Werte sichtbar zu machen. Denn am Ende sind wir nicht nur Sportler – wir sind Marken, die Menschen bewegen und inspirieren können. Nutzt die Möglichkeiten, eure eigene Geschichte authentisch zu erzählen, euch mit anderen zu vernetzen und eure Plattform auch abseits des Spielfelds zu gestalten. Sport kann so viel mehr sein als nur Wettkämpfe – er kann inspirieren, verbinden und echte Veränderungen bewirken.
Vielen Dank für das Gespräch.