Foto: ZDF / UlrikeLenz
Norbert König zählt zu den prägenden Gesichtern des deutschen Sportjournalismus. Mehr als drei Jahrzehnte moderierte er für das ZDF große Sportereignisse, von Olympischen Spielen bis hin zu Weltmeisterschaften. Im Interview mit dem SportWirtschaft Journal spricht er über den Wandel der Medienlandschaft, die Bedeutung journalistischer Grundwerte in einer digitalen Welt und seine Rolle als Vizepräsident des Deutschen Tischtennis-Bundes. Dabei erklärt König, wo er wirtschaftliches Potenzial für die Sportart Tischtennis sieht, wie er mit Live-Pannen umging und welche Prinzipien er der nächsten Generation von Sportjournalisten mit auf den Weg geben möchte.
Herr König, Sie haben über drei Jahrzehnte im Sportjournalismus gearbeitet und viele unvergessliche Momente erlebt. War dieser lange Weg von Anfang an Ihr Ziel, oder hat sich Ihre Karriere eher Schritt für Schritt entwickelt?
Ich habe zwar als Kind schon Sportereignisse vor dem Fernsehgerät kommentiert, doch auf dem Weg zum ZDF-Sportmoderator haben auch Zufälle eine Rolle gespielt. Insofern war es eher eine Schritt-für-Schritt-Entwicklung, die ggf. auch in einem Hörfunk- oder Fernsehstudio als Nachrichtensprecher hätte enden können. Aber die reale Alternative war gewiss nicht so schlecht.
Seit Ihren Anfängen im ZDF hat sich die Medienwelt stark verändert – von klassischen TV-Formaten bis hin zu digitalen Live-Übertragungen. Wie haben sich dadurch Ihre eigene Arbeitsweise und Ihr journalistischer Anspruch gewandelt?
Der journalistische Anspruch und seine Grundprinzipien haben sich für mich nie geändert: objektiv berichten, möglichst ohne Parteinahme, die gebotene Distanz wahren zum Gegenstand der Berichterstattung und seinen Protagonisten. Fairness als oberstes Gebot. Die Digitalisierung der Welt hat viele neue Möglichkeiten im Bereich der Recherche eröffnet, so dass ich auch den viel gescholtenen Sozialen Medien reichlich Input verdanke. Und die Qualität der Übertragungen hat natürlich gewonnen durch die Errungenschaften der Digitalisierung.
Als Vizepräsident des Deutschen Tischtennis-Bundes bringen Sie journalistische Erfahrung und strategisches Denken zusammen. Welche wirtschaftlichen Chancen sehen Sie aktuell für diese Sportart, und wo besteht aus Ihrer Sicht noch Potenzial?
Die Tatsache, dass die Mehrheit hierzulande schon mal einen Tischtennis-Schläger in der Hand hielt, zeigt das große Potenzial dieser Sportart, das im wirtschaftlichen Bereich längst nicht ausgeschöpft ist. Die Popularität des Mediensports Tischtennis steht und fällt wie in anderen Sportarten auch mit dem internationalen Erfolg der Athletinnen und Athleten. In den Ausbildungsstrukturen bis hin zum Topsport gibt es immer etwas zu verbessern, und die Popularität wird sich auch weiter steigern lassen durch die Fokussierung auf Bereiche außerhalb des Profibereichs, wie Seniorensport, Gesundheitssport (z.B. PingPongParkinson), Street Table Tennis und innovative Spielformen.
Sie haben in Live-Sendungen immer wieder souverän auf überraschende Situationen reagiert. Welches persönliche Rezept hilft Ihnen, in solchen Momenten Ruhe zu bewahren und trotzdem authentisch zu bleiben?
Das hat weniger mit einem Rezept als vielmehr mit einer womöglich angeborenen, inneren Gelassenheit zu tun. Gekoppelt mit natürlichem Realismus. Was soll schon passieren bei einer TV-Panne? Die Welt dreht sich weiter, und mit innerer Ruhe lässt sich ein Fauxpas oder eine überraschende Begebenheit doch in einen Mehrwert für die Übertragung ummünzen. Mit Spontaneität und Natürlichkeit kann man Vieles abfedern – das lässt sich allerdings auch leicht schreiben nach 38 Jahren vor der Kamera.
Zum Abschluss: Viele junge Sportjournalisten suchen die richtige Balance zwischen Nähe zu Sportlern und professioneller Distanz. Welchen Rat würden Sie der nächsten Generation mit auf den Weg geben?
Journalismus und Distanz sind für mich untrennbar verbunden. Abklatschen oder gemeinsam jubeln geht aus meiner Sicht gar nicht. Warum sollten für die Sportberichterstattung andere Grundregeln gelten als in Politik oder Kultur? Der ältere Herr verhehlt natürlich nicht, dass sich die (soziale) Medienwelt weitergedreht hat, aber ein bisschen weniger Selbstdarstellung der Medienschaffenden bei Instagram, TikTok oder sonstwo würde mir persönlich gefallen. Ich bitte in dem Zusammenhang um Prüfung des Instagram-Accounts @royalsportsman.
Vielen Dank für das Gespräch.