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Transfermarkt hat sich von einer Nischenplattform zur weltweit führenden Fußball-Datenbank entwickelt. Geschäftsführer Thomas Lintz erklärt im Interview, warum die nutzergenerierten Marktwerte heute als Referenz in Medien und Vereinen gelten, welche Rolle die Community für Glaubwürdigkeit und Wachstum spielt und welche Strategien das Unternehmen in einem dynamischen Sportbusiness-Umfeld verfolgt.
Thomas, du hast Transfermarkt zu einer der bekanntesten Fußballplattformen weltweit geführt. Wann hast du persönlich gespürt, dass aus einer Website für Insider ein globales Fußball-Phänomen geworden ist?
Ich bin zwar schon seit 2009 in verschiedenen Rollen bei Transfermarkt tätig, unter anderem auch lange im Bereich der Internationalisierung. Dennoch ist es ganz wichtig festzuhalten, dass das kein Verdienst eines einzelnen ist, sondern nur möglich war durch das ganze Transfermarkt-Team, das in unserem Fall ja aus tollen Mitarbeitern aber auch aus noch viel mehr ehrenamtlich engagierten Usern besteht.
Das Wachstum in Reichweite und Bedeutung war über Jahre hinweg immer organisch und gesund, genauso verhält es sich auch mit dem Gefühl dazu. Es ist also schwierig, das an einem Punkt festzumachen. Vielmehr ist es so, dass viele Anfragen, Zitate in Medien oder Lob aus der Fußballwelt jedes Mal ein Stück Freude und Stolz bringen.
Die Marktwerte von Transfermarkt werden mittlerweile von Medien und Vereinen zitiert wie offizielle Kennzahlen. Wie stellst du sicher, dass dieses nutzergenerierte System weltweit glaubwürdig bleibt?
Wir sind überzeugt, dass es genau das nutzergenerierte System „Wisdom of the Crowd“ ist, das für bestmögliche Qualität und Glaubwürdigkeit sorgt. Immer mehr Expertinnen und Experten, und ich bin davon überzeugt, dass Fußballfans auf ihrem Gebiet meist die wahren Expertinnen und Experten sind, machen mit, was die Marktwerte immer weiter verbessert. Zeitgleich werden auch die Abläufe und die eingesetzten Qualitätsmechanismen, die es im Rahmen der Marktwert-Findung gibt, von Mal zu Mal besser und professioneller.
Wenn du auf andere digitale Sportplattformen blickst: was macht Transfermarkt im Kern anders und besser als die Konkurrenz?
Ich verwende ungern den Konkurrenz-Begriff. Ich denke, dass es viele Ausprägungen von Fan-Leidenschaft gibt, viele unterschiedliche Arten, den Fußball zu verfolgen und genauso viele unterschiedliche Sport- oder Fußballplattformen, die sehr gute Angebote geschaffen haben. Bei den einen gibt es das dichteste Reporternetz, bei anderen die aktuellsten und exklusivsten Nachrichten. Woanders wiederum die interessantesten Live-Spiele, den schnellsten Ticker, die meisten Statistiken und vieles mehr. Ich denke, dass Transfermarkt ebenso seine Rolle in diesem Ökosystem gefunden hat mit einer einzigartigen Kombination aus Daten, Fakten, Statistiken, einer niveauvollen Diskussionskultur in der Community, vielen Mitmachmöglichkeiten, dem Fokus auf Transfers und Gerüchte und den einzigartigen Marktwerten. Diese Mischung macht uns aus.
Angenommen, ein Start-up im Sportbereich möchte ähnlich wie ihr eine globale Community aufbauen: welche drei Dinge würdest du ihnen aus eigener Erfahrung unbedingt raten?
1. Funktionalität und Content fressen Design. Ich habe schon viele Projekte gesehen, die wirklich gut aussahen, aber weder gut funktionierten noch wirklich ein spannendes Angebot boten.
2. Kenne deine User. Ob über Analyse-Tools oder über den direkten Kontakt: es lohnt sich, zu wissen, was deine User wollen, um dann zu schauen, ob du das bieten kannst. Aber Achtung: Nicht immer der, der am lautesten schreit, ist der wichtigste.
3. Gutes Team. Ich denke, dass in einem kleinen Startup die einzelnen handelnden Personen noch wichtiger sind als in Konzernen. Es wird nicht für alles ein:e Spezialist:in geben, deswegen sind Flexibilität und Lernfähigkeit wichtige Erfolgsfaktoren.
Die Fußballbranche verändert sich rasant: KI, Datenanalyse, neue Fan-Formate. Welches große strategische Projekt steht bei Transfermarkt als Nächstes an, das unsere Leser jetzt schon kennen sollten?
Schwierig, an dieser Stelle etwas Großes anzukündigen. Bei Transfermarkt gibt es inzwischen jeden Tag mehrere kleine Neuerungen: Neue Designs, neue Features, neue Formate, Fehlerbehebungen, Erweiterungen der Datenbank auf der sichtbaren Seite, genauso wie neue Prozesse, Performance-Optimierungen, Datenbank-Schnittstellen und vieles mehr, auf der für User unsichtbaren Seite. Daraus werden auf jeden Fall auch größere Projekte entstehen und AI ist sowieso schon längst an vielen dieser Stellen ein wertvoller integrativer Teil.
Vielen Dank für das Gespräch.