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Wie Jochen A. Rotthaus Hoffenheim zur Marke machte und in Leverkusen den digitalen Benchmark mit aufbaute

Jochen Rotthaus

Jochen A. Rotthaus begann seine Karriere im Profifußball als Geschäftsführer beim VfB Stuttgart, begleitete den Aufstieg der TSG Hoffenheim vom Regionalligisten in die Bundesliga und prägte als Geschäftsführer die Entwicklung zu einem international anerkannten Fußballunternehmen. Später verantwortete er bei Bayer 04 Leverkusen die digitale Transformation, die den Club mit über acht Millionen Followern zu einer Benchmark im europäischen Fußball machte. Heute arbeitet Rotthaus als Berater, Mentor und Keynote-Speaker und überträgt seine Erfahrungen aus Markenaufbau, Leadership und Vertrieb auf Unternehmen unterschiedlichster Branchen.


Herr Rotthaus, wenn Sie heute zurückblicken: was war für Sie persönlich der prägendste Moment auf Ihrem Weg vom jungen Marketingmann bei der Bavaria Film bis hin zum Geschäftsführer im Profisport?

Ich wollte nie nur verwalten. Ich wollte gestalten. Bei der Bavaria Film habe ich gelernt, wie man mit Geschichten Menschen bewegt. Im Fußball konnte ich das mit meiner strategischen Ader verbinden: Marken entwickeln, Reichweite vergrößern, Strukturen professionalisieren. Und das alles mit echtem Herzblut. Besonders prägend war für mich nach meiner erfolgreichen Zeit als Geschäftsführer beim VfB Stuttgart der Aufstieg mit der TSG 1899 Hoffenheim. Für SAP-Gründer Dietmar Hopp durfte ich einen Viertligisten zu einem der modernsten Bundesliga-Clubs Europas entwickeln. Diese Reise war nicht nur sportlich, sondern auch unternehmerisch eine außergewöhnliche Herausforderung: Strukturen aufzubauen, Menschen zu gewinnen, Marken zu emotionalisieren und dabei unter hohem Erwartungsdruck dauerhaft erfolgreich zu sein. Das war Leadership und Transformation pur.

Sie gelten als „Macher“ hinter dem Aufstieg der TSG Hoffenheim. Was war dort Ihr Erfolgsprinzip?

Wir haben Hoffenheim nicht nur geführt, wir haben es im Grunde komplett neu erschaffen. Infrastruktur, Personal, Prozesse, Nachwuchsarbeit, Marke, Monetarisierung. Alles wurde neu gedacht, neu aufgebaut und konsequent umgesetzt. Dabei ging es nie um kurzfristige Siege, sondern immer um nachhaltigen Erfolg.

Entscheidend war, dass es uns gelungen ist, Menschen für diese außergewöhnliche Vision zu begeistern. Wir haben eine Kultur geprägt, die auf klarer Führung, Wertschätzung und Partizipation basiert. Jeder Einzelne, ob Mitarbeiter, Spieler, Partner oder Fan, sollte Lust verspüren, Teil dieses einzigartigen Projektes zu sein. Diese Begeisterung und Identifikation haben die Energie freigesetzt, die man braucht, um etwas wirklich Neues und Großes entstehen zu lassen.

Die TSG Hoffenheim ist bis heute ein international anerkanntes Fußballunternehmen. Entstanden aus einer Vision, viel Mut, einer starken Führungskultur und der Fähigkeit, Menschen mitzunehmen und gemeinsam an etwas Außergewöhnlichem zu arbeiten.

Auch Bayer 04 Leverkusen haben Sie als Mitglied der Geschäftsleitung stark geprägt. Heute gilt der Club als digitale Benchmark mit über acht Millionen Followern. Was können Vereine im digitalen Zeitalter aus Ihrer Erfahrung lernen?

Das Wichtigste ist, dass Marke und Inhalt Hand in Hand gehen. Digitale Reichweite ist kein Selbstzweck. Es geht darum, Identität zu schärfen, Emotionen zu transportieren und klare Werte zu kommunizieren. Wer das schafft, bindet Fans langfristig. Bei Bayer 04 war unser Ansatz: eine klare Markenstory entwickeln, die digital anschlussfähig ist und sie dann konsistent über alle Kanäle spielen. Entscheidend ist die Balance zwischen Authentizität, Innovation und messbarer Wirkung.

Gibt es ein Projekt aus Ihrer Laufbahn, das Sie jedem Verein oder Unternehmen als Erfolgsrezept empfehlen würden?

Ja. Die konsequente Übersetzung einer Vision in Strukturen. Bei Hoffenheim war es der Sprung von der „grünen Wiese“ zur Bundesliga-Spitze. Bei Leverkusen die digitale Transformation. Mein Rat: eine klare Vision haben, diese leidenschaftlich kommunizieren und dann die Strukturen, Prozesse und Menschen darauf ausrichten. Das ist kein Hexenwerk, sondern konsequente Führung.

Sie gelten als jemand, der „aus wenig viel gemacht hat“. Welchen Rat geben Sie jungen Managern im Sportbusiness?

Die wichtigste Fähigkeit ist, Menschen zu begeistern. Nicht durch Lautstärke, sondern durch Klarheit, Haltung und Überzeugung. Wer eine Vision hat, muss dafür brennen und andere mitnehmen. Dazu gehört Mut, Ausdauer und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Wer Marken entwickeln will, ob Verein oder Unternehmen, braucht ein tiefes Verständnis für Menschen, eine klare Vertriebs- und Marketingstrategie und die Fähigkeit, beides konsequent umzusetzen.

Sie sind heute erfolgreicher Berater, Mentor und Keynote-Speaker. Wie bringen Sie Ihre Erfahrungen von damals in Ihre heutige Arbeit ein?

Ich begleite heute Top-Entscheider, die wachsen und sich nachhaltig an der Spitze positionieren wollen. Mein Fokus liegt auf den zentralen Stellschrauben Vertrieb, Marketing, Kommunikation und Leadership. Also genau da, wo Markt und Wirkung zusammenkommen. In meiner Laufbahn habe ich Rekordumsätze erzielt, weil ich „Emotionales Verkaufen“ verstanden und Teams so geführt habe, dass sie über sich hinausgewachsen sind. Vertrieb bedeutet nicht nur Zahlen, sondern Beziehungen. Wer Kunden wirklich versteht, kann Märkte bewegen. Genau das ist auch Inhalt meiner Workshops und Beratungsansätze: ich bringe nicht nur Theorie, sondern praxiserprobte Strategien mit. Vom Familienunternehmen bis zum Konzern.

Zum Abschluss: Was treibt Sie heute an?

Mich treibt an, Unternehmen in einer Welt voller Unsicherheit zukunftsfähig zu machen. Schon im Fußball war klar: Dynamiken ändern sich rasend schnell, Trends müssen früh erkannt und in Handlungen übersetzt werden. Heute begleite ich Unternehmen genau dabei – Veränderungsprozesse nicht nur zu verstehen, sondern konsequent in Lösungen zu überführen. Es geht nicht um Beobachtung, sondern um Handlungsfähigkeit.

Um mich herum habe ich ein Team aus Analysten und Spezialisten aufgebaut, die tief in Daten, Technologien und Methoden wie Künstliche Intelligenz eintauchen. Meine Aufgabe ist es, diese Erkenntnisse mit einer klaren Business-Perspektive und strategischer C-Level-Erfahrung zu verbinden. So entsteht ein praxisnahes Zusammenspiel: fundierte Analyse auf der einen Seite, umsetzbare Lösungen auf der anderen. Zukunft wird dadurch kein abstraktes Szenario mehr, sondern ein Spielfeld, das man aktiv gestalten kann.

Vielen Dank für das Gespräch.



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