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Dietloff von Arnim ist seit 2021 Präsident des Deutschen Tennis Bundes, einer der größten Sportorganisationen weltweit. Im Interview erklärt er, wie der DTB seine Rolle im deutschen Sport neu definieren will. Er spricht über die Rückkehr zur gesellschaftlichen Relevanz, neue digitale Wege zur Fanbindung, den strukturellen Wandel im Leistungssport sowie moderne Sponsoring-Strategien. Dabei macht er deutlich: Sichtbarkeit, Nachwuchsarbeit und Glaubwürdigkeit sind zentrale Faktoren für den langfristigen Erfolg des Tennisstandorts Deutschland.
Herr von Arnim, wenn Sie an Ihren ersten Berührungspunkt mit dem Tennissport zurückdenken: Was hat Sie damals so gepackt, dass Sie ihm auch auf Funktionärsebene so viele Jahre treu geblieben sind?
Ich bin über den klassischen Weg in den Tennissport gekommen, als Kind auf dem roten Sand, mit der Faszination für das Duell Eins gegen Eins. Ich war dann sogar als Ballkind bei einem Turnier im Einsatz und war fasziniert von der Atmosphäre und der Eleganz dieses Spiels. Auf dem Platz zu stehen, so nah dran an den Profis, das hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Später kamen dann das eigene Spiel und die Leidenschaft für den Wettkampf. Was mich aber über all die Jahre gehalten hat, ist die Tiefe dieses Sports: Tennis ist ein Lebensbegleiter, der Persönlichkeitsentwicklung, Gesundheit, Verantwortung und Fairness fördert. Als Funktionär sehe ich die Chance, diesen Sport nicht nur zu bewahren, sondern aktiv zu gestalten. Das motiviert mich bis heute.
Der DTB ist eine der größten Sportorganisationen weltweit. Wie wollen Sie Tennis in Deutschland wieder stärker im gesellschaftlichen und medialen Bewusstsein verankern?
Unsere Größe ist eine Stärke, aber kein Selbstläufer. Es geht darum, Tennis wieder als relevante Sportart zu positionieren. Mit klaren Geschichten, mit Gesichtern, mit Zugänglichkeit. Wir investieren in moderne Kommunikation, bauen digitale Formate aus und bringen die Nationalteams näher an die Fans. Wir müssen Persönlichkeiten ins Zentrum rücken. Dazu gehören nicht nur Weltstars, sondern auch unsere jungen Talente und engagierte Amateure. Über die sozialen Medien erzählen wir ihre Geschichten modern, emotional und nahbar. Gleichzeitig muss Tennis wieder sichtbar stattfinden, nicht nur auf Plätzen, sondern auch auf Bildschirmen. Ohne Übertragung gibt es keine Vorbilder. Wenn klassische Sender das nicht leisten, müssen wir eigene Lösungen entwickeln: Livestreams, eigene Formate, neue Partnerschaften. Sichtbarkeit ist keine Option, sondern Voraussetzung.
Wo sehen Sie aktuell die größten Hebel, um deutsche Talente nachhaltig zu fördern und unsere Spielerinnen und Spieler wieder dauerhaft an die internationale Spitze heranzuführen?
Ein zentraler Hebel liegt in unserer neuen Leistungssportkonzeption, die wir 2023 auf den Weg gebracht haben. Sie stellt die individuelle Förderung der Athletinnen und Athleten konsequent in den Mittelpunkt. Wir bauen die nationale Turnierlandschaft gezielt aus, schaffen mehr Wettkampfmöglichkeiten und bringen damit auch die Vergleichbarkeit der Leistungen auf ein neues Niveau. Wir wollen Talente früher identifizieren, besser begleiten und flexibler fördern, denn der Weg an die Weltspitze ist heute individueller denn je.
Wie gelingt es Ihnen, neue Sponsoren zu gewinnen und welche Rolle spielt dabei die strategische Positionierung des Deutschen Tennis Bundes?
Sponsoring funktioniert heute nicht mehr nur über Logos auf Banden, sondern über geteilte Werte und relevante Reichweiten. Der DTB ist heute deutlich strategischer aufgestellt: Wir definieren klare Markenwerte, bieten Plattformen mit großen Reichweiten und Zielgruppenbindung, von Breite bis Spitze, und denken Kooperationen nicht mehr als reines Sponsoring, sondern als Partnerschaft. Unsere Themen, von Spitzensport, über Padel, bis hin zu Inklusion, treffen den Nerv vieler Unternehmen, die sich gesellschaftlich positionieren wollen. Der Schlüssel ist, glaubwürdig zu sein, als Verband und als Marke.
Wenn wir fünf Jahre nach vorne blicken: Woran würden Sie persönlich den Erfolg Ihrer Amtszeit messen und woran sollte man den DTB dann auch objektiv messen können?
Erfolg hat immer eine emotionale und eine messbare Komponente. Persönlich wäre es für mich ein Erfolg, wenn wir als Verband für Aufbruch stehen. Objektiv müssen wir uns an mehreren zentralen Faktoren messen lassen: Spielen wieder mehr Menschen in Deutschland Tennis? Entwickeln sich unsere Mitgliederzahlen positiv, vor allem bei Kindern und Jugendlichen? Haben wir mehr deutsche Spielerinnen und Spieler in der Weltspitze etabliert? Konnten wir unsere mediale Reichweite steigern und Sponsoren gewinnen, die sich langfristig mit uns identifizieren? Und ganz entscheidend: Ist der DTB strukturell und personell so aufgestellt, dass er auch in Zukunft handlungsfähig, relevant und offen für Wandel bleibt? Wenn das gelingt, haben wir gemeinsam etwas Wertvolles aufgebaut.
Vielen Dank für das Gespräch.