Foto: Filiz Serinyel
Lisa Währer ist Co-Founderin und Geschäftsführerin des eigenständigen Frauenteams des FC Viktoria Berlin. Mit ihrer Erfahrung aus der Markenkommunikation bei OneFootball und Jung von Matt SPORTS verfolgt sie ein klares Ziel: Frauenfußball wirtschaftlich tragfähig und eigenständig zu etablieren. Im Interview spricht Lisa über den strategischen Aufbau einer modernen Fußballmarke, über Community Building, visuelle Identität und die Herausforderung, Investorinnen und Partner jenseits etablierter Männerstrukturen zu gewinnen. Ihr Anspruch: Viktoria Berlin soll zeigen, dass ein Frauenfußballverein auch ohne Querfinanzierung profitabel funktionieren kann.
Lisa, du hast bei OneFootball und Jung von Matt SPORTS gearbeitet. Wann hast du gespürt, dass du nicht nur Marken führen, sondern einen ganzen Club mit aufbauen willst?
Das war kein abrupter Schnitt, sondern ein Prozess. Es hat sich nach und nach entwickelt – ab dem Moment, als wir zum ersten Mal über das Projekt Viktoria Berlin gesprochen haben. Die Frage war: Wie könnte ein eigenständiges Frauenteam aussehen, und was wären die ersten Schritte? Als es dann darum ging, wer aus unserem Gründungsteam in die Geschäftsführung geht, war für mich klar: Ich habe Lust darauf. Und klar, Markenführung ist ein Teil davon, den ich gerne mit übernehme.
Wer hatte den ersten Impuls für die Gründung des Frauenteams? Und wie liefen die ersten Investorengespräche?
Die erste Initiative kam von Felicia Mutterer und Katharina Kurz. Danach sind wir vier weiteren Gründerinnen dazugestoßen. Im ersten Schritt standen Gespräche mit dem Verein an – um die Ausgliederung vorzubereiten. Die Gespräche mit Investoren und Partnern kamen tatsächlich erst, nachdem wir öffentlich gemacht hatten, was wir vorhaben. Das Momentum war auf unserer Seite. Kurz vor der Frauen-EM 2022 war das Thema extrem präsent, und durch unsere Hintergründe gab es viel Interesse. Viele sind auf uns zugekommen, weil sie Teil dieser Reise sein wollten.
Was macht aus deiner Sicht eine moderne Fußballmarke aus?
Neben dem sportlichen Erfolg braucht es eine klare Identität: Werte, Haltung, Positionierung. Will ich lokal bleiben oder global denken? Welche Geschichten will ich erzählen? Und: Mit welchen Partnern will ich das tun? Auch das Visuelle spielt eine große Rolle. Für uns war immer klar: Wir wollen als Marke anders sein – frisch, mutig, eigenständig.
Du kennst dich mit Storytelling aus. Was unterschätzen andere Clubs beim Aufbau einer echten Community?
Viele Traditionsvereine haben den Vorteil, dass sie schon eine große Community haben. Was häufig unterschätzt wird: Dass ein Frauenteam nicht einfach ein Abbild des Männerteams sein kann. Es braucht eine eigene Positionierung – mit anderen Werten, anderen Partnern, oft auch einer anderen Zielgruppe. Viele Vereine kopieren die Struktur der Männerteams eins zu eins auf die Frauen. Ich finde, Vereine sollten sich hier hinterfragen, ob dies der richtige Weg ist.
Woran wirst du in ein paar Jahren messen, ob Viktoria Berlin ein Erfolg geworden ist?
Für mich gibt es zwei entscheidende Faktoren: sportlicher Erfolg – also die Frage, ob wir in die Bundesliga aufsteigen. Und wirtschaftliche Unabhängigkeit. Wir wollen zeigen, dass ein Frauenfußballverein sich selbst tragen kann. Dass es nicht immer eine Querfinanzierung durch ein Männerteam braucht. Wenn uns das gelingt, haben wir ein Zeichen gesetzt und unser Ziel erreicht.
Vielen Dank für das Gespräch.